12. November 2024
Das traditionsreiche Institut für Zelltechnologie e.V. in Rostock vollzieht einen Wandel: Nach fast drei Jahrzehnten erfolgreicher Zellforschung wird es als MikroMINT e.V. fortgeführt. Mit einem klaren Fokus auf die Förderung von MINT-Nachwuchstalenten bietet der Verein heute jungen Schülerinnen und Schülern eine Plattform, um Projekte in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu realisieren.
Das Institut für Zelltechnologie wird zu MikroMINT e.V.
Das Institut für Zelltechnologie e.V., gegründet im Herbst 1996 von Prof. Dr. Dieter G. Weiss und einer Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Rostock, finalisiert eine bedeutende Transformation von einer Forschungs- zu einer Bildungseinrichtung: Nach 28 Jahren, in denen das Institut in der Zellforschung Forschungs- und Bildungsarbeit geleistet hat, wird der Verein nun unter dem neuen Namen MikroMINT e.V. fortgeführt. Diese Entscheidung spiegelt die veränderten Schwerpunkte des Vereins wider, die sich seit der Pensionierung von Prof. Weiss zunehmend auf die Nachwuchsförderung in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) konzentrieren.
Von der Zelltechnologie zur Nachwuchsförderung
Bei der Gründung des Instituts lag der Fokus auf der Erforschung von Zellen durch Zellkulturen. Projekte zum Einfluss von Umwelteinflüssen wie elektromagnetische Felder, Nanopartikel, Asbest und Umweltchemikalien auf lebende Zellen standen im Mittelpunkt, insbesondere in Bezug auf deren krebsauslösende Wirkung und die Beeinflussung der Nervenzelltätigkeit. Auch in Verbundprojekten, etwa zur Entwicklung von Neurochips und der Untersuchung von Nervenzellnetzwerken als Gehirnmodelle, spielte das Institut eine wichtige Rolle.
Die Entwicklung der Neurochip-Technologie war ein entscheidender Schritt. Diese ermöglicht es, die elektrische Kommunikation zwischen Nervenzellen zu untersuchen, indem lebende Nervenzell-Netzwerke auf Multielektrodenchips gezüchtet werden. Diese Methode, die heute unter anderem von der Firma NeuroProof GmbH in Warnemünde erfolgreich eingesetzt wird, hat dazu beigetragen, Tierversuche zu reduzieren. Die Technologie wird bei der Suche nach neuen, wirksamen Arzneimitteln gegen Krankheiten des Nervensystems wie Epilepsie, Alzheimer und Parkinson genutzt.
Ein weiterer Meilenstein war das von Prof. Weiss und Dr. Sergei A. Kuznetsov gegründete Mikroskopiezentrum, in dem moderne Mikroskopieverfahren mit sehr hoher Auflösung entwickelt wurden. Diese Methoden wurden nicht nur zur Untersuchung feinster Veränderungen in lebenden Zellen genutzt, sondern auch zur Erfassung krankheitsbedingter Veränderungen und zur Testung neuer Arzneimittel an Krankheitsmodellen in der Zellkultur.
Parallel zur Forschung engagierte sich das Institut schon früh in der Nachwuchsförderung. So wurden erste “Jugend forscht”-Projekte betreut, bei denen Schülerinnen und Schüler im Labor Teilaufgaben der aktuellen Forschung übernahmen. Diese Initiative legte den Grundstein für den späteren Hauptschwerpunkt des Vereins.
MikroMINT: Das Schülerforschungszentrum Rostock
Nach der Pensionierung von Prof. Weiss im Jahr 2014 orientierte sich der Verein neu. Die Mitglieder beschlossen, den Schwerpunkt auf die Betreuung von Forschungsprojekten interessierter Schülerinnen und Schüler zu legen. Die moderne Laborausrüstung wurde zum “MikroMINT Schülerforschungszentrum Rostock” umgestaltet und stand fortan jungen Menschen zur Verfügung, die dort planen, tüfteln, basteln und programmieren konnten.
Unterstützt von der CJD Christophorusschule, die dem Verein ein Klassenzimmer zur Verfügung stellte, entstand so das erste Schülerforschungszentrum in Mecklenburg-Vorpommern. Seit 2018 erfährt das Zentrum eine wachsende Nachfrage: Heute nehmen über 150 Schülerinnen und Schüler aus mehr als 15 Schulen in Rostock und Umgebung an den kostenfreien Projekten teil.
Viele der betreuten Schülerinnen und Schüler reichen ihre Ergebnisse bei Wettbewerben wie “Jugend forscht”, “Schüler experimentieren” und “Schüler staunen” ein – mit beachtlichem Erfolg. Zahlreiche Preise wurden gewonnen, einige Projekte schafften es bis in die Bundes- und Weltausscheidungen. Der Erfolg dieser Initiativen machte es notwendig, die Betreuung von einer ehrenamtlichen Basis auf eine institutionell gestützte Ebene zu erweitern. 2023 wurde ein weiteres Schülerforschungszentrum, Mikro-MINT Sanitz, gegründet, das mittlerweile 50 Schülerinnen und Schüler betreut.
Der neue Name: MikroMINT e.V.
Mit der Veränderung des Arbeitsschwerpunktes von der Zelltechnologie hin zu MINT-Schülerprojekten war es an der Zeit, den Vereinsnamen anzupassen. Die Mitgliederversammlung beschloss daher am 12. November 2024, den Namen des Vereins von “Institut für Zelltechnologie e.V.” in “MikroMINT e.V.” zu ändern, um der neuen Ausrichtung gerecht zu werden.
Im Zuge der Namens- und Satzungsänderung wurde auch der Vorstand neu gewählt. Neuer Vorsitzender des Vereins ist der 39-jährige Thomas Borowitz, gebürtiger Rostocker, der seit zehn Jahren Mitglied des Vorstands ist und nun Prof. Weiss ablöst. Prof. Dr. Dieter G. Weiss, 79 Jahre alt und gebürtiger Augsburger, der den Verein seit seiner Gründung vor 29 Jahren geleitet und geprägt hat, übergab das Amt im Rahmen der Mitgliederversammlung an Borowitz. Dr. Felix Quade, der sich seit drei Jahren als wesentliche Stütze der Schülerbetreuung erwiesen hat, wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Die Mitgliederversammlung würdigte die Verdienste von Prof. Weiss um die Wissenschaft und den Verein. Unter großem Applaus und mit einem Blumenstrauß übergab Prof. Weiss den Staffelstab an Thomas Borowitz, der die erfolgreiche Arbeit mit einer neuen Generation von MINT-Forscherinnen und Forschern fortführen wird. Prof. Weiss erklärte: “Wir sind stolz, feststellen zu können, dass durch die hervorragende Betreuung der großen Schülerfamilie durch unsere inzwischen sechs angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heute knapp die Hälfte der Preisträger im ‘Jugend forscht’-Wettbewerb in Mecklenburg-Vorpommern – darunter fast 50 Prozent Mädchen – ihre Projekte bei uns durchführen konnten.”
Bedeutung und Zukunft von MikroMINT e.V.
MikroMINT e.V. steht heute als Symbol für die erfolgreiche Verbindung von Wissenschaft, Bildung und Nachwuchsförderung in Mecklenburg-Vorpommern. Was vor über 25 Jahren als Projekt zur Erforschung der Zelltechnologie begann, hat sich zu einem lebendigen Schülerforschungszentrum entwickelt, das jungen Menschen die Möglichkeit gibt, eigene Projekte zu realisieren und ihre Begeisterung für Naturwissenschaften und Technik auszuleben.
Die Umbenennung in MikroMINT e.V. markiert einen Neubeginn, der gleichzeitig die Kontinuität des Engagements für Bildung und Forschung betont. Unter der Leitung des neuen Vorstands wird der Verein auch in Zukunft daran arbeiten, junge Talente zu fördern und ihnen die Werkzeuge und die Unterstützung zu bieten, die sie brauchen, um ihr Potenzial voll auszuschöpfen.
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